Wissenschaftliches Tagebuch – Text No. 1
Ganzheitliche Heilkunde als Behandlungskonzept
Grundsätzliches
Mit „Ganzheitliche Heilkunde“ verbinden sehr viele Menschen in der Regel Therapiekonzepte wie Naturheilkunde, Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin(TCM) und heilpraktische Medizin oder auch Behandlungsmethoden wie Akupunktur, Osteopathie, Pflanzenheilkunde – um hier nur einige zu nennen. Auf die Frage, was „Ganzheitliche Medizin“ bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen zu leistet vermag, antworten die meisten:
„Ganzheitliche Heilkunde betrachtet den Körper als Ganzes, analysiert und behandelt dann Körper, Geist und Seele gleichzeitig – und kann deshalb hilfreich sein.“
In der allgemeinen Öffentlichkeit gibt es eine vorherrschende Methode zur Behandlung von akuten und chronischen Erkrankungen – „konventionelle“ Medizin – die als „alternativlos“ kommuniziert wird. Das bedeutet in der Konsequenz gar nicht so selten: die Anwendung jeder anderen Heilmethode gilt als verantwortungslos, bietet die konventionelle Medizin doch die richtigen Konzepte und Herangehensweisen.
Ich verwende bewusst den Begriff „konventionelle Medizin“ und eben nicht „Schulmedizin“ – und das nicht nur, weil der Begriff „Schulmedizin“ (leider) von einigen Vertretern der Alternativmedizin abwertend genutzt wird.
„Schulmedizin“, also die „Schule der Medizin“, ist Grundlage vieler Behandlungsmethoden, egal, ob es dabei um „konventionell-medizinisches“ oder „ganzheitlich-medizinisches“ Denken und Handeln geht. Die meisten der heute bekannten Methoden, die sich die Heilung von Krankheiten zum Ziel machen, gab es bereits in irgendeiner Form in der Menschheitsgeschichte. Die moderne Pharmakotherapie beispielsweise hat ihre Wurzeln in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), die schon seit tausenden von Jahren besteht.
Viele über empirische Erfahrungen gemachte Beobachtungen der Schulmedizin sind zwar heute (leider) aus der einschlägigen medizinischen Literatur verschwunden und finden in der täglichen therapeutischen Praxis immer weniger Anwendung. Dennoch entstammen Sie der „Schule der Medizin“. Der Grund für das Verschwinden dieser „alten“ Schulmedizin ist nahezu banal: es gibt keine der geforderten klassischen „Wirksamkeitsbelege “ in Form der sogenannten (placebo-kontrollierten) Doppelblindstudien.
Dabei bleibt völlig unberücksichtigt, dass es diese Studien aus zweierlei Gründen bislang nicht gegeben hat (und in den meisten Fällen auch künftig nie geben wird):
- Erstens ist das anerkannte methodische Prozedere in Vollständigkeit nicht durchführbar.
- Zweitens fehlen das wirkliche Interesse und die Gelder für solche Studien.
Wenn man den Anspruch hat, Krankheiten erfolgreich behandeln zu wollen, ist es unumgänglich, präzise in der Handlungs-und(!) Denkweise zu sein; je präziser, umso erfolgreicher und nachhaltiger ist die Wirkung der angewendeten Therapie.
Des Arztes höchster und einziger Beruf ist es,
kranke Menschen gesund zu machen,
was man heilen nennt.
Dr. med. S. Hahnemann
Jeder Therapeut, der sich mit Fragen der Heilung oder der Prävention von Krankheiten beschäftigt, ist dringend angehalten, eine grundsätzliche Frage für sein Selbstverständnis zu klären:
Worum geht es mir als Therapeut bei meiner „Beschäftigung mit Medizin“?
Dadurch klärt sich nämlich die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie: die Kenntnis der Möglichkeiten, aber vor allem der Grenzen des eignen wissenschaftlich Denkens und erfolgreichen therapeutischen Handelns.
Generelle Klarheit ist unbedingt vor dem therapeutischen Handeln zu schaffen, will man Menschen in einer problematischen Lebenssituation – Krankheit – wirklich kompetent beistehen:
Geht es bei der Therapie um ein Therapiesystem oder um eine Therapiemethode?
Therapiemethoden (man sollte korrekter von „Behandlungsmethoden“ sprechen) sind beispielsweise Pflanzenheilkunde, Chemotherapie, Osteopathie, Schröpfen oder Akupunktur.
Eine Therapiemethode ist umso erfolgreicher, je konsequenter (und vor allem ausschließlicher) sie im Rahmen des Therapiesystems Anwendung findet, zu dem die Methode gehört. Nur das garantiert einen Erfolg, der nachhaltig ist und sich immer verlässlich wiederholen lässt.
Es ist beispielsweise nur blanker Zufall, wenn die Methode Akupunktur bei der Behandlung einer Erkrankung im System der konventionellen Medizin „funktioniert“, weil die Auswahl von Akupunkturpunkten für eine Symptomkonstellation einer Erkrankung im Rahmen der TCM völlig anders erfolgt, als die Auswahl einer Therapieform in der konventionellen Medizin. Deswegen sind auch die Studien zu Akupunktur und chronischen Erkrankungen so vielfältig, häufig teilweise widersprüchlich und werden demzufolge abgelehnt.
Gleiche Beispiele könnte man für Homöopathie und Ayurvedische Medizin anbringen. Der größte Erfolg ist immer dann zu erwarten, wenn man „im therapeutischen System bleibt“ – diagnostisch und therapeutisch.
Therapiesysteme sind beispielsweise die Ayurvedische Medizin, Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin, Isopathie oder auch Allopathie (= konventionelle Pharmakotherapie).
Jedes dieser Systeme hat eine eigenständige, spezifische Diagnostik; es kommen eigenständige, spezifische Behandlungsmethoden (Therapiemethoden) zur Anwendung.
Erfolgreiche Therapiesysteme sind weder austauschbar, noch übertragbar, noch ist es sinnvoll, einmal „Bewährtes“ aus einem Therapiesystem in ein anderes System zu übernehmen.
Ein sich eventuell einstellender Erfolg ist Zufall und man weiß nie, weshalb es „funktioniert“ hat. Wenig erfolgversprechend ist es somit, ein allopathisches Therapiesystem (= konventionelle Medizin) mit anderen Therapiesystemen zu kombinieren. Für den relevanten Alltag der meisten Patienten muss man aber einschränkend sagen, dass der Wechsel von einem System in ein anderes heutzutage kaum möglich ist – weil die allermeisten Patienten bereits konventionell medizinisch „vorbehandelt“ sind, so dass man immer parallel agieren muss.
Das Problem der Neuzeit und der damit verbundenen Missverständnisse
– auch in der Medizin –
ist der weit verbreitete „Dualismus“ im Denken und Handeln.
Denkmuster und Handlungsantriebe in der medizinischen Praxis werden einer strikten Bewertung unterzogen – gut/schlecht, falsch/richtig, sinnvoll/unsinnig – ohne ernsthaft die Möglichkeiten und Grenzen der Systeme zu prüfen.
Darüber hinaus werden Systeme als „gut“, „korrekt“ oder „erfolgreich“ bewertet, die in der Gesellschaft von der Mehrheit der Therapeuten und Betroffenen akzeptiert werden.
In der Medizin kann die dualistische Wertung Konsequenzen für Patienten haben:
eine Therapierichtung stellt sich als „alternativlos“ dar und agiert dementsprechend.
Jeder Versuch eines Abweichens von dieser „Alternativlosigkeit“ wird im schlimmsten Fall als Hokus-Pokus abgetan. Therapeuten, die von der als „alternativlos dargestellten“ konventionell medizinischen Herangehensweise abweichen oder andere Vorschläge machen, von anderen erfolgreichen Erfahrungen berichten, werden belächelt oder schlimmstenfalls diffamiert.
Menschen wird suggeriert, wenn sie der „alternativlosen Therapiemethode“ nicht vorbehaltlos zustimmen, ist die unweigerliche Konsequenz mindestens eine Verschlimmerung der Erkrankung. Den Beweis hat bis heute noch niemand angetreten.
Menschen glauben,
weil sie einfach glauben „wollen“.
Menschen sind eher bereit, Fakten zu vertrauen
und therapeutischen Handlungsempfehlungen zu folgen,
je eher die Fakten und Empfehlungen dem eignen Lebensentwurf entsprechen.
Das gilt für wirkliche Wahrheiten, für Halbwahrheiten, für Blödsinn: leider auch für Lügen.
Mit den Texten in meinem „Wissenschaftlichen Tagebuch“ werde ich diese eben genannten Meinungen und Herangehensweisen erhellen: welcher Behandlungserfolg mit den einzelnen Therapiesystemen zu erwarten ist – und welche Art von Behandlung nicht nachhaltig ist.
Darüber hinaus werde ich Sie immer wieder über wissenschaftliche Zusammenhänge aufklären und motivieren, viel für die Gesundheit in eigener Zuständigkeit zu tun – nicht nur, weil das möglich, sonder auch weil das in der heutigen Zeit einfach nötig ist.
Recherchieren Sie, holen Sie eine ärztliche Zweitmeinung ein und gehen Sie jeder sich anbietenden Neuigkeit nach. Nur Selbstermächtigung ist nachhaltig.
Mit fundiertem Wissen ist das möglich.
Bleiben Sie also auf jeden Fall neugierig, wenn es um Ihre Gesundheit geht und delegieren Sie nicht alle Fragen und die Verantwortung in Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit sofort an selbsternannte Spezialisten.
Sie sind neugierig geworden?
In den nächsten Texten im „Wissenschaftlichen Tagebuch“ wird es um die Klärung gehen:
„Konventionelles“ und/oder „Ganzheitliches“ Denken und Handeln
für eine
erfolgreiche Behandlung chronischer Erkrankungen.
Schreiben Sie mir gerne Ihre Fragen ins Kommentarfeld.
Ihre Fragen sind für mich eine willkommene Anregung für neue Texte, Vorträge,Seminare.
Dr. med. Ralf Hilbert
Für ganz Neugierige unter Ihnen:
Es gibt eine ganze Reihe von Kollegen, die sich mit Möglichkeiten und Grenzen der konventionellen Medizin auseinandersetzen und die Konsequenzen für Patienten aufzeigen.
Nachfolgend meine ersten wichtigen Empfehlungen zum unbedingten und notwendigen
weiter lesen,
weiter denken,
weiter handeln.
Bücher und Autoren:
Medizin ohne Moral
Dr. med. E. Freisleben
Freya Verlag 2020
Das Video zu Buchpremiere:
Dr. med. E. Freisleben hat auch einen Verein gegründet: „Ganzheitliche Medizin e. V. “.
Der betrogene Patient
Dr. med. G. Reuter
riva Verlag 2019
Hier ein Video mit dem Autor:
Sehr informativer und qualitativ hochwertiger Blog, den ich sehr gern regelmäßig weiterverfolge und weiterempfehle. Neue Beiträge müssen m.M.n. auch nicht zu engmaschig verfasst werden, da man heutzutage ohnehin mit Informationen übersättigt wird und jedes gute Ding will Weile haben. Die verlinkten Videos werde ich mir nach und nach ansehen. Viel Erfolg weiterhin!